KIES- UND BETONINDUSTRIE – Die Branche besteht aus KMU und Konzerne, die zum Teil weltweit tätig sind. Sie alle sind gefordert mit der Digitalisierung, dem Wandel vom linearen Recycling zur werterhaltenden Kreislaufwirtschaft und den sich laufend zuspitzenden Schwierigkeiten hinsichtlich des Erhaltens einer Abbau- resp. Recyclingbewilligung auch für gute Projekte. Doch Nachhaltigkeit beruht auf langer Tradition und wird vorbildlich gelebt.
Der Jahresbedarf an Kies und Beton in der Schweiz beträgt rund 30 Millionen Kubikmeter. «Jeder Einwohner in der Schweiz verbraucht pro Jahr rund eine Zweiachser Lastwagen-Ladung voll mit Kies», sagt Martin Weder, Direktor des Fachverbandes Schweizerischer Kies- und Betonindustrie FSKB. Die Schweiz ist auf Stein gebaut, haben die Eiszeiten doch riesige Materialmengen im Mittelland und in den Talsohlen abgelagert. Idealerweise werden Kies- und Betonbetriebe auch dort, wo die geologischen Voraussetzungen am besten sind und möglichst nahe der Baustelle in den Agglomerationen gebaut. «Heute ist es leider aufgrund von Nutzungskonflikten fast nicht mehr möglich, in diesen idealen Zonen Bewilligungen zu erhalten. Die Abbaustellen werden an die Peripherie verdrängt. Es resultieren längere Transportwege und mehr Emissionen», so Weder. Zudem werden die Spiesse gegenüber den ausländischen Anbietern, welche die schwergewichtigen Massenprodukte über lange Transportwege in die Schweiz liefern können, immer kürzer. Daraus resultieren spürbare zusätzliche Umweltbelastungen. Die Importquote liegt heute bei ca. 10 Prozent, erreicht aber in einzelnen Grenzregionen Anteile von bis zu 90 Prozent.»
Kies und Beton besitzen einzigartige Produkteigenschaften und für viele Bauprojekte kommen aus konstruktiven Gründen ausschliesslich diese Roh- und Ausgangsprodukte in Frage. «Rund 99 Prozent des gesamten Kies- und Betonausstosses werden in die Bauwerke eingebracht», so Weder.
Kreislaufwirtschaft als lange Tradition
Ein grosses Thema in der Branche ist die Nachhaltigkeit. Dazu wurde eine Strategie entwickelt: «Unsere Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf dem ökologischen Fussabdruck. Wir möchten mit unseren Produkten dazu beitragen, dass der ökologische Fussabdruck, welcher sich durch die Bauwerke während ihres gesamten Lebenslaufs ergibt, begrenzt wird.» Dabei stehen Kreislaufwirtschaft, Langlebigkeit, der Dialog, die Innovation sowie die Bodenverträglichkeit der Baustoffe im Zentrum. So rezykliert die Kies- und Betonbranche werterhaltend möglichst alle zurückgebauten mineralischen Rohstoffe, sofern dadurch keine übermässigen Energieaufwände resultieren. Die Kreislaufwirtschaft hat in der Kies- und Betonindustrie eine lange Tradition. Im Mittelalter benutzte man beispielsweise antike Amphitheater als Steinbrüche. Bereits in den 90er Jahren begann die Branche, hohe Summen in den Bau von industriellen Recyclinganlagen zu investieren «Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit der Bauwerke und -materialien sind für uns zentral wie auch ein umfassender Fussabdruckdialog innerhalb der Bauwirtschaft», sagt Weder. Und ergänzt: «Wir wollen Handlungsspielraum, um neue, nachhaltige und innovative Produkte entwickeln zu können.»
Abbaustellen sind temporäre Anlagen, die nach Abbauende in der Regel wieder zu Landwirtschaftsland werden. Eine wichtige Erfolgsvoraussetzung für die Branche ist deswegen der schonende Umgang mit dem Boden. Um die biologischen Kreisläufe zu schliessen, ist es wichtig, dass die Auffüllung, Rekultivierung und Renaturierung der Abbaustellen sorgsam erfolgen, dass beispielsweise ausschliesslich sauberes Aushubmaterial für die Auffüllung verwendet wird, und dass der für den Abbau entfernte Boden achtsam gelagert und nach dem Abbau wieder aufgetragen wird. Dazu Weder: «Unser Fachverband hat viel in dieses Know-how investiert und bereits vor vielen Jahren eine eigene Rekultivierungsrichtlinie veröffentlicht, die in der Praxis den Stand der Technik widerspiegelt und in vielen Bewilligungen referenziert ist. Sie wurde kürzlich revidiert.»
Tiefe Fluktuation
Die Branche ist in einem steten Wandel. Sie setzt sich unter anderem mit den immer grösser werdenden raumplanerischen Nutzungskonflikten und der Verknappung der Ressourcen auseinander. Ein grosses Thema ist auch die Digitalisierung: Sie vereinfacht Arbeitsprozesse, aber reduziert auch die Anzahl der Arbeitsplätze in der Produktion. Der FSKB bietet deswegen keine eigene Berufslehre an. «Zusammen mit Partnerverbänden führt der FSKB aber attraktive und anerkannte Weiterbildungen durch. Dabei stehen der Baustoffprüfer und der Rohstoffaufbereiter im Vordergrund. Wir stellen vor allem Mechaniker und Maurer an, die berufsbegleitend weitergebildet werden», sagt Weder. Auch der Fachkräftemangel ist ein Thema in der Branche, obwohl die Fluktuation in der Kies- und Betonindustrie tief ist, respektive spürbar niedriger als in Branchen mit vergleichbaren Berufsbildern.
Auf politischer Ebene fordert der FSBK mehr unternehmerische Handlungsspielräume und weniger starre Regularien. «Die Unternehmen sollen die Handlungsspielräume erhalten, um sich in Richtung zirkuläre, bodenverträgliche und werterhaltende Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln zu könne», betont Weder. Zudem soll der mineralische Rohstoffabbau in der Raumplanung endlich diejenige Bedeutung erhalten, die ihm auf Grund seines effektiven wirtschaftlichen und ökologischen Gewichts zukommt. Erwünscht ist im Weitern ein objektives, transparentes und international abgestütztes Messsystem für die Nachhaltigkeit, das sich am Bauwerk und dessen gesamten Lebenszyklus ausrichtet. Für die Zukunft ist die Branche dank der sich stabil entwickelnden Baunachfrage sowie der einzigartigen konstruktiven und ökologischen Eigenschaften der mineralischen Roh- und Baustoffe gut aufgestellt. Es zeigen sich zudem neue Märkte wie CO2-absorbierender Beton, Erdbaustoffe oder farbiger Beton, etc.
Corinne Remund
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DAS MACHT DER FSKB
Klassischer Support bis zum Umweltschutz
Die ersten mechanischen Kies- und Betonwerke wurden in den 60er-Jahren gebaut. Die industrielle Aufbereitung setzte sich darauf schnell durch und in den 70er Jahren wurden der Fachverband Sand- und Kies FSK sowie der Verband Schweizer Transportbetonwerke gegründet, die sich im Jahr 2003 zum Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie FSKB zusammenschlossen. Die Palette an klassischer Verbandsarbeit ist breitgefächert: Der FSKB vertritt mit Hilfe von Public Affair, Lobbying und Kommunikation gegenüber Parlament und Behörden die Interessen der schweizerischen Kies- und Betonindustrie. Dabei stehen Fragen aus den Bereichen Raumplanung, Umweltpolitik, Steuern, Abgaben, Bau- und Bauproduktegesetzgebung sowie Sozialpolitik im Vordergrund. Dabei agiert er auf der eidgenössischen und in Koordination mit seinen Kantonalverbänden auch auf der kantonalen und zum Teil sogar auf der Gemeindeebene.
Ein eigenes Inspektorat unterstützt die Kantone beim Gesetzesvollzug. Inspektionen erfolgen durch Fachleute aus der Praxis. Diese Tätigkeit schliesst auch das Umsetzen der verbandseigenen Branchenlösung Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ein, die von der eidgenössischen Kommission für Arbeitssicherheit – EKAS genehmigt ist.
Zu den Dienstleistungen gehört auch Unterstützung in den Bereichen Natur und Boden. Die Verbandsmitglieder können dabei auf Fachleute des Verbandes zurückgreifen. Weitere Aktivitäten des FSKB sind in der beruflichen Weiterbildung und in der Informationstechnik. Dem Verband gehören insgesamt ca. 250 Unternehmen mit ca. 1’000 Gewinnungsstellen, Kieswerken, Recyclinganlagen und Betonwerken sowie 16 Kantonalverbände an. Die Branche beschäftigt rund 4000 Mitarbeitende und setzt jährlich rund eine Milliarde Franken um.
CR