Wirtschaftlichkeit und nachhaltiges Agieren sind keine Gegensätze. Die für den «Green Business Award» nominierten Firmen gestalten mit Pioniergeist und Leidenschaft die unternehmerische Welt von morgen. Sie sind am Markt erfolgreich und schärfen das Bewusstsein für ökologische Lösungen. Jurypräsidentin Doris Leuthard erklärt welche nachhaltige Idee hinter dem «Green Business Award» steckt.
Der «Umweltpreis der Wirtschaft» ist zum «Green Business Award» geworden. Was bewirkt diese Namensänderung? Doris Leuthard: Der Umweltpreis ist schnell gewachsen. Gleich- zeitig haben wir die Ambition mit unserer Botschaft die ganze unternehmerische Schweiz zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir das Rebranding zu «Green Business Award» vorgenommen. Englisch ist die Businesssprache und besser geeignet, um den Preis national bekannt zu machen als ein deutscher Brand.
Welche Idee steckt hinter dem «Green Business Award»? Wir wollen mit guten Geschichten des Gelingens aufzeigen, dass Nachhaltigkeit grosse Businesschancen für die Schweizer Wirtschaft bietet. Der Schweizer Wirtschafts- und Forschungsstandort sollte vorangehen, Dinge ausprobieren und die erfolgreichen Lösungen international skalieren. So können wir einen wichtigen Beitrag an die Agenda 2030 leisten.
Wie nachhaltig und «grün» agieren unsere KMU? Wir sehen viele gute Ansätze und innovative Lösungen, die einen Unterschied machen. Denken Sie etwa an Climeworks, die international führend sind in der Abscheidung von CO2 aus der Luft. Übers grosse Ganze gesehen gibt es aber noch viel zu tun und viele Chancen zu packen. Wenn wir bereits am Ziel wären, bräuchte es keinen «Green Business Award».
Welche Firmen können sich bewerben? Firmen können sich nicht selber bewerben. Unser Anspruch ist, jährlich die besten nachhaltigen Lösungen aus der Schweiz zu evaluieren, welche am Markt erfolgreich sind. Viele hervorragende Firmen haben aber keine Zeit dafür, zu recherchieren, bei welchen Awards man sich bewerben sollte. Um diese auf unseren Radar zu bekommen, arbeiten wir mit über 20 nationalen Nominierungspartnern zusammen, welche ihre Märkte sehr gut kennen.
Mittlerweile gehen unternehmerischer Erfolg und nachhaltiges Handeln Hand in Hand. Sehen Sie das auch so? Selbstverständlich. Dies ist der Grundgedanke unseres Awards. Ich bin fest überzeugt, dass wer nicht auf diesem Pfad ist, früher oder später vom Markt verschwinden wird.
Wer gehört zur Trägerschaft des «Green Business Awards»? Der Award wird getragen von Green Business Switzerland. Dahinter stehen die Schweizerische Umweltstiftung und der Verein «Go for Impact», zu welchem u.a. Schweizer Wirtschaftsverbände, der WWF und der Bund gehören.
Die Organisationen der Trägerschaft vertreten politisch diverse Interessen. Wie funktioniert denn dieses gemeinsame Engagement für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit? Wir fokussieren auf unternehmerische Lösungen. Dahinter können alle beteiligten Organisationen vorbehaltlos stehen. Die bestmöglichen Rahmenbedingungen für diese Unternehmen zu definieren ist anschliessend eine politische Frage und nicht Aufgabe des «Green Business Awards».
Designwerk Products AG gewinnt den «Green Business Award» 2021. Wie hat diese Pionierin der nachhaltigen Elektromobilität die Jury überzeugt? Designwerk Products produzieren E-Trucks für tiefe Nutzlasten wie sie beispielsweise bei Müllwagen oder in der Baulogistik zum Einsatz kommen. Dabei sind sie fast fünfmal effizienter als ein Dieselfahrzeug und verursachen im Betrieb keinerlei Emissionen. Damit schafft es Designwerk, mit hoher Qualität eine Nische zu besetzen und im internationalen Markt erfolgreich zu bestehen. Eindrücklich bewiesen haben sie dies mit dem kürzlich aufgestellten Weltrekord: Ihr Elektrolastwagen fuhr ohne Zwischenladung 1099 Kilometer in 23 Stunden.
Was ist Ihnen ein zentrales Anliegen bezüglich dieser Auszeichnung respektive welches Signal möchten Sie damit senden? Wir wollen die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land inspirieren, sich für echte unternehmerische Nachhaltigkeit zu engagieren. Unsere Gewinner zeigen eindrücklich, dass dies in allen Branchen möglich ist – selbst wenn die Margen tief und die inter- nationale Konkurrenz hoch sind. Die Schweizer Wirtschaft hat im Bereich der Nachhaltigkeit viel zu gewinnen, wenn sie sich auf die Chancen und nicht nur auf die Kosten fokussiert.
Was wünschen Sie sich künftig für den «Green Business Award»? Ganz am Ende wäre es schön, wenn es ihn nicht mehr braucht. Bis dahin hoffen wir, möglichst viele Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zu begeistern, Teil der Lösung zu werden, Verantwortung zu übernehmen für die kommenden Generationen und somit langfristig auch wirtschaftlich zu den Gewinnern zu gehören.
Interview: Corinne Remund
Wer kann nominiert werden?
Gesucht werden Lösungen, welche ökologische Innovationen mit ökonomischem Erfolg verbinden.
• Dies sind vorzugsweise innovative Produkte, Technologien, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle mit Leuchtturmcharakter.
• Die zu nominierenden Lösungen müssen sich im Markt erfolgreich etabliert haben (Wachstumsphase ist erreicht).
• Ihr Umweltimpact muss messbar sein oder eine glaubwürdige Schätzung zulassen.
• Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit darf nicht negativ tangiert sein.
• Die Lösungen müssen einen relevanten Bezug zum Wirtschaftsstandort Schweiz haben.
• Potenzielle Preisträgerinnen und Preisträger müssen die Kraft haben, Menschen zu inspirieren.
Von der Teilnahme ausgeschlossen sind: öffentliche Verwaltungen (Ausnahme: im Rahmen von Public Private Partnerships), NGOs und Stiftungen sowie Sponsoringpartner. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Futuricum E-LKWS gewinnen den Green Business Award 2021
Das Schweizer Cleantech Unternehmen Designwerk gewinnt mit seiner E-LKW Marke Futuricum den Green Business Award 2021. Das Unternehmen setzt damit ein weiteres Zeichen für die Elektromobilität bei Nutzfahrzeugen. Adrian Melliger, Geschäftsführer der Designwerk Group und Pitch-Teilnehmer freut sich: «Wir sind Pioniere für elektrische Nutzfahrzeuge und fühlen uns mit diesem Preis auf unserem Weg bestätigt, mit den richtigen Technologien, Ideen und Mitarbeitern ökologisch sinnvoll unternehmerisch Erfolg haben zu können.» Auf der ökonomischen Seite zeigt die Betrachtung der kumulierten Anschaffungs-, Energie- und Unterhaltkosten auf 5 bis 10 Jahre, schnell den Vorteil der E-LKW. Ein Beispiel für die ökologische Nachhaltigkeit sind die reduzierten Emissionen. Ein elektrisches Müllfahrzeug von Futuricum verbraucht im Einsatz 190 kWh pro 100 Kilometer. Dies entspricht einem Dieseläquivalent von 19,6 Liter. Im Vergleich dazu verbraucht ein Dieselfahrzeug im Sammelbetrieb bis zu 90 Liter auf 100 Kilometer. Somit kann ein Kunde pro Jahr gut 80 Tonnen CO2 einsparen und geräuscharm arbeiten.
pd