Editorial von Henrique Schneider


    Editorial


    (Bild: zVg)

    Liebe Leserinnen und Leser

    Nachhaltigkeit: Das Ökonomische, Ökologische und Soziale ergänzen sich gegenseitig. Erst wenn sich diese drei Aspekte aufeinander positiv auswirken, kann man von Nachhaltigkeit sprechen. Dabei leuchtet es unmittelbar ein: Unternehmen haben einen Anreiz nachhaltiger zu werden. Gut behandelte Mitarbeiter – Soziales – sind produktiver – Ökonomisches. Firmen haben ebenso einen Anreiz, Abfälle zur reduzieren. Weniger Abfall – Ökologisches – sind weniger Kosten – Ökonomisches. Wenn etwa Mitarbeiter aufgefordert werden, eigene Ideen zu entwickeln, um den Abfall zu reduzieren, verbindet das Soziales und Ökologisches. Damit schliesst sich der Kreis.

    Auch in dieser Ausgabe der Umwelt Zeitung geht es um Nachhaltigkeit. Dabei gilt es, sie in grosser Vielfalt zu zeigen. Denn jeder hat einen anderen Weg, Nachhaltigkeit umzusetzen.
    Die Flawiler Schokoladenmanufaktur Maestrani existiert seit 170 Jahren. Wer fast zwei Jahrhunderte Jobs generiert, Menschen ausbildet und gute Produkte macht, ist nicht nur wirtschaftlich rentabel, sondern auch sozial. Das Ökologische kommt in der Auswahl der Rohstoffe und im Produktionsprozess. Mit dem «Fair Taste» Label etabliert sich Maestrani als führend in der Nachhaltigkeit.
    Nachhaltigkeit ist auch bei den Bauern grossgeschrieben. In dieser Ausgabe finden Sie einen Artikel zum bäuerlichen Boden. Die Balance von Schutz und Nutzung von Boden müssen Bauern immer von neu auf entdecken. In dieser Ausgabe zeigen wir wie die Bio-Stiftung Schweiz diese Balance vorantreibt.

    Das Soziale ist sehr wichtig für die Nachhaltigkeit. In der Diskussion wird er aber oft vergessen. In dieser Ausgabe fokussieren wir auf einen besonderen Aspekt des Sozialen, auf die Lehrlingsausbildung. Dabei werden hier die guten Beispiele zweier Branchen vorgestellt.
    Die Floristen – die sogenannte grüne Branche – wollen mit der neuen Berufsbildungsrevision, einem Nachhaltigkeitslabel sowie dem nationalen Gütesiegel «TOPAusbildungsbetrieb» junge Talente gewinnen. Genauso nachhaltig geht es in der Maler- und Gipserbranche zu. Sie begegnet mit Teilzeitarbeit, einem hohen Frauenanteil sowie modernen Technologien und coolen Nachwuchskampagnen den Herausforderungen und dem Fachkräftemangel im Baugewerbe – mit Erfolg.

    Selbstverständlich gehört auch das Klima zur Nachhaltigkeit. Doppeldeutig ist hier die Rolle der Politik. Denn eigentlich sollte sie den Rahmen für erfolgreiche Klimaaktion setzen. Andererseits übertreibt sie oft, macht das Falsche und verunmöglicht sogar Klimaaktion. Zum Beispiel: Die Schweiz hat einen nationalen Anpassungsplan zum Klimawandel. Zu diesem Plan gehören die vielen freiwilligen Massnahmen der Haushalte und Unternehmen. In seinem letzten Bericht dazu sagt der Bundesrat klipp und klar, dass gerade diese Aktionen gut funktionieren. Die Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Berichts finden Sie in dieser Ausgabe. So weit so gut.
    Doch handkehrum arbeitet der gleiche Bundesrat daran, diese freiwilligen Massnahmen einzuschränken. In dieser Ausgabe finden Sie das Beispiel der Finanzbranche. Immerhin waren die Schweizer Finanzdienstleister unter den ersten, die «grüne» Produkte entwickelt haben. Der Bundesrat will diese Produkte aber zu Tode regulieren. Das ist alles andere als nachhaltig.

    Zum Klima gehören auch die jährlichen Klimakonferenzen. In dieser Ausgabe finden Sie zusammenfassende Berichte dazu. Als einziges Schweizer Medium erklärt die Umwelt Zeitung der wichtigste Entscheid der Staatengemeinschaft, die Schaffung eines Fonds für klimabedingte Verluste und Schäden. Ob so ein Fonds gut oder schlecht ist, ist eine persönliche Beurteilung. Doch man staunt nicht schlecht, dass die Medien in diesem Land, die täglich aus Dubai berichtet haben, praktisch nichts zu dieser neuen Zahlungsverpflichtung der Schweiz gesagt haben.

    Man kann nicht über Nachhaltigkeit berichten, ohne über Energie und Mobilität zu schreiben. Auch hier gibt es schlechte und gute Nachrichten. Schlecht ist, dass um Windenergie viel Wind gemacht wird – Energie kommt dabei nicht heraus. Gut ist, dass die ETH über neue Mobilitätskonzepte forscht.

    Wie sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, bietet auch diese Ausgabe der Umwelt Zeitung eine grosse Vielfalt. Interessante Artikel thematisieren die Nachhaltigkeit in ihrer gesamten Bandbreite.

    Ihr
    Henrique Schneider,
    Verleger

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