MARTI AG – Das Solothurner Traditionsunternehmen mischt die Baubranche neu auf. Es nutzt Rohstoffe verantwortungsvoll, vermeidet Abfälle wo möglich und fördert das Recycling bestehender Baustoffe. Das Bauunternehmen wird als Pionierin in der Kreislaufwirtschaft mit dem Solothurner Unternehmerpreis ausgezeichnet.
Kreislaufwirtschaft ist zurzeit in aller Munde und ein Megatrend, der Wirtschaft und Gesellschaft in Einklang mit der Natur bringen soll. Dank einer zirkulären Produktionsweise soll Material wiederverwendet statt weggeschmissen werden, und zwar so lang wie möglich. Unter dem Motto Kreislaufwirtschaft stand auch der diesjährige Solothurner Unternehmenspreis. Die mit 20’000 Franken dotierte Auszeichnung wurde anfangs Jahr der Marti AG vergeben. Das Solothurner Traditionsunternehmen mit 400 Mitarbeitenden in sechs Firmen erfüllt den Anspruch an die Kreislaufwirtschaft gemäss der sechsköpfigen Jury am besten. «Die Auszeichnung macht uns stolz und freut uns enorm. Der Preis ist eine schöne Bestätigung für die 2009 festgelegte Strategie und Bekennung unserer Unternehmung für die Kreislaufwirtschaft», freut sich Christoph Müller, Geschäftsleiter der Marti AG Solothurn. Das Preisgeld wird dann auch gleich in ein nachhaltiges Projekt für die Lernenden investiert. «Es ist wichtig, die Lernenden während der Ausbildungszeit zu begleiten und ihnen interessante Teamprojekte und Bauerlebnisse bieten zu können», so Müller. «Mit dem Label #martifuture versuchen wir, Jugendliche für die Bauwelt und für unsere Firmen zu begeistern.»
Die Marti Gruppe Solothurn ist in fünf – Marti AG Solothurn, Alwatec AG, Grund- und Tiefbau AG, Stump-BTE AG und STA Strassen- und Tiefbau AG – mit verschiedenen Kompetenzen unterteilt. Mit dem Baustoffpark in Walliswil rundet die Gruppe das Gesamtpaket ab und kann somit fast alles aus einer Hand anbieten: Vom klassischen Strassenbau bis hin zum Spezialtiefbau. Die Mitarbeitenden bilden ein erfahrenes Team, das vielfältige Kompetenzen und Spezialisierungen vereint. Mit modernsten Methoden und fundierter Ausbildung wickelt das KMU Bauvorhaben effizient, sicher und termingerecht ab. «Dank dem hohen Spezialisierungsgrad der einzelnen Bereiche und Firmen können wir Synergien nutzen und verschiedene, komplexe Bauvorhaben anbieten und umsetzen», erklärt Müller. Zu den Kunden gehören sowohl Privatpersonen, die einen kleinen Hausplatz bauen, als auch die öffentliche Hand, die ein Autobahn-Projekt realisiert. «Bauen ist unsere Leidenschaft. Gemäss dieser Firmenphilosophie führen wir bei allen Kunden die Bauprojekte mit der gleichen Sorgfalt, Know-how und Passion aus», betont Müller. Dieses Credo ist die Grundlage und Erfolgsrezept des Wirkens des Unternehmens, kombiniert mit der Erfüllung der Bedürfnisse und Ansprüche der Kundschaft sowie den heutigen Standards bezüglich sicher und Qualität. Wie ein roter Faden zieht sich diese Philosophie durch die Firmengeschichte und wird tagtäglich gelebt und umgesetzt.
Emissionsarme Mobilität und Elektromobilität
Als Pionier der Kreislaufwirtschaft und Vorzeigeunternehmen in der ganzen Schweiz engagiert sich die Marti-Gruppe täglich für Umwelt und Klima und ist der Zeit immer einen Schritt voraus. Dazu Müller: «Einerseits liegt uns die Thematik am Herzen und gehört zu unserer Grundeinstellung andererseits ist nachhaltiges Wirtschaften Teil der Konzernstrategie und bildet das Fundament unserer unternehmerischen Zukunft. Wir leben Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen und glauben, dass dies ein gewichtiges Fundament für den Erfolg ist.» So nutzt das KMU Rohstoffe verantwortungsvoll und reduziert den Einsatz von fossilen Brennstoffen konsequent. Abfälle werden wo möglich vermieden, das Recycling gefördert und bestehende Baustoffe verringert. «Wir nützen Baustoffmöglichkeiten komplett aus. Wir wollen alles aus unseren Prozessen verwenden – auch den Staub.» So kann rund 95 Prozent von einem abgebrochenen Einfamilienhaus wieder verwendet werden. «Wir bauen schonend, Bauteil für Bauteil zurück. Die Zeiten, als man mit einem schweren Gerät ein Haus niedergerissen hat, sind vorbei», sagt Müller. Dieses Potenzial des effizienten Rückbaus ist bei allen Bauten vorhanden: «Im Grundsatz gilt: Transporte und Deponien schonen, vermeiden oder optimieren und soviel Rückbaumaterial wie möglich wiederverwenden.» Bereits 1990 hat das Unternehmen begonnen Baustoffe effizient und optimiert einzusetzen. «Vor 15 Jahren haben wir mit einem Masterplan für einen nachhaltigen Materialkreislauf die Grundlage geschaffen für den Umbau unseres Baustoffparks und den Umgang mit Rückbaustoffen in unserer Unternehmung», sagt Müller.
Einen wichtigen Stellenwert haben auch die Transport- und Entsorgungslogistik. Deshalb ist ein grosses Projekt der Recycling-Platz im solothurnischen Gretzenbach, welcher sich aktuell in der Planung befindet. «Da können wir in Zukunft die RC-Baustoffe mit der Bahn transportieren.» Das Unternehmen setzt auf emissionsarme Mobilität und Elektromobilität. «Auf unseren Baustellen sind bereits erste Hybridbagger sowie vollelektrisch betriebene Maschinen im Einsatz. Personenfahrzeuge werden Schritt für Schritt durch Modelle mit elektrischen oder hybriden Motoren ersetzt.» Und Müller doppelt nach: «Wir bauen mit möglichst tiefem Umsatz von Kohlenstoff und setzen auf erneuerbare Rohstoffe und Energieträger. Darum überprüfen wir regelmässig unsere Investitionsstrategie und -ziele und passen diese an.» Das zeigt Wirkung: Die mobilitätsbedingten CO2-Emissionen der Fahrzeuge nahmen in den vergangenen Jahren stetig ab. Finanziell gesehen deckt sich jedoch der Aufwand noch nicht bei allen Sekundärmaterialien und es ist immer noch viel Enthusiasmus notwendig. «Wir sind aber überzeugt, dass sich langfristig diese Vorinvestitionen auszahlen werden.»
Altlasten- und Schadstoffsanierungen gehören ebenso zum Fachgebiet. So verfügen einige der Firmen der Marti-Gruppe über spezialisiertes Wissen im Bereich der Abwasserbehandlung. «Dank moderner Anlagen stellen wir so die Wiederaufbereitung von verschmutztem Wasser auf unseren sowie fremden Baustellen sicher», sagt Müller
Innerhalb des Marti-Konzern ist der Solothurner Zweig ein Innovationszentrum. Denn nachhaltig zu agieren, ist eine Grundeinstellung des CEO. «Ich versuche stets, neue Ideen zu entwickeln. Sehr wichtig dabei ist, sie am Markt zu platzieren. Und es braucht klare Ziele für den Erfolg.» Beim Recyclen von Baustoffen muss gemäss Müller ein Umdenken stattfinden. Dabei ist auch die Politik gefordert. «Das Thema muss ernst genommen werden», so Müller, der drei Botschaften an die Behörden hat: «Rückbaumaterial ist kein Abfall, sondern hochwertiger Rohstoff.». Gefragt sind auch gute Rahmenbedingungen und vor allem genügend Platz für die Aufbereitung. Zudem muss eine Grundlage geschaffen werden. «Zuerst Sekundärmaterial verwenden, erst dann Primärmaterial.»
Neues Berufsbild des Verwertungsmanagers
Eine Grundvoraussetzung für innovatives, nachhaltiges Arbeiten ist die Aus- und Weiterbildung. Persönliche Förderung und regelmässige Fortbildung garantieren einen hohen und aktuellen Wissensstand. «Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Lernenden in 5 Berufen auf ihrem Weg zum Berufsabschluss begleiten dürfen. Sie werden bei uns eng betreut und erhalten eine fundierte Ausbildung», sagt Müller und konkretisiert: «Leider sind auch wir vom Fachkräftemangel betroffen und investieren deshalb bereits früh in unseren Nachwuchs.» Mit dem Label #martifuture sind die Lernenden aller Marti-Firmen schweizweit vereint. Dabei können nicht nur die Lernenden, sondern auch die Berufsbildner davon profitieren. Durchschnittlich sind 20 Lernende vom Kauffrau/Kaufmann EFZ, Baumaschinenmechaniker/-in EFZ, Maurer/-in EFZ, Baupraktiker/-in EBA über Strassenbauer/-in EFZ / Strassenbaupraktiker/-in EBA bis hin zum Sanitärinstallateur/-in EFZ, in Ausbildung. «Wir fördern unsere fähigen Jugendliche nach der Lehre konsequent – nicht selten sogar mit einer Karriereplanung.»
Die Innovationskraft der Marti AG zeigt sich auch im neuen Berufsbild des Verwertungsmanagers, das die Firma geschaffen hat. Dieser Job ist ein enorm wichtiges Bindeglied im ganzen Bauprozess und verbindet die internen und externen Schnittstellen. Bereits in der Offertphase kommt der Verwertungsmanager zum Einsatz, er führt Beratungsgespräche mit Bauherren und Architekten durch. «Nur so kann der richtige Materialfluss von Anfang bis Schluss sichergestellt werden. Er ist auch verantwortlich für die Recycling-Maschinen mit einem Team von über 15 Personen, beispielsweise bei den mobilen Brechanlagen, welche direkt auf der Baustelle zum Einsatz kommen», erklärt Müller. Auch berät er die eigenen Kadermitarbeiter, um die bestmöglichen Verwertungsquoten auf den Baustellen zu erreichen. Herausforderung und künftiges Ziel zugleich sind für den innovativen CEO, die Leidenschaft für sein Handwerk sowie das Know-how zu transferieren und seinen Mitarbeitende Faszination und Sensibilität für das Bauen nach seinen nachhaltigen, ressourcenschonenden Vorstellungen zu vermitteln. «Nachhaltiges Wirken muss in unserer Branche Priorität haben und wir müssen wegkommen von der Wegwerfmentalität.»
Corinne Remund