Die Industrie geht, wie so immer, mit gutem Beispiel voran. Schweizer Industriebetriebe haben die Zerowaterloss.World Stiftung ins Leben gerufen. Sie soll der Wasserverschwendung Schluss machen. Wie geht das?
Die Quantität des Wassers auf unserem Planeten bleibt seit seiner Entstehung konstant, und da der menschliche Körper zu etwa 80% aus Wasser besteht, handelt es sich um dasselbe Wasser, das vor Millionen von Jahren auch die Grundlage für Dinosaurier und Farne bildete. Ein oberflächlicher Betrachter könnte an dieser Stelle das Thema «Zerowaterloss» abschliessen und sich darauf konzentrieren, das Wasser im eigenen Körper zu finden.
Wasser ist Leben
Dennoch kreisen die Gedanken immer wieder um das Wasser als Basis und Träger des Lebens. Früher oder später stellt sich die Frage, ob die Trägerin sich an die transportierten Lasten erinnert, wohin das Wasser getragen wurde und ob neben der Menge auch die Qualität eine Rolle spielt: Welches Wasser nehmen wir auf? Und zu welchem Preis? Sollte Wasser überhaupt einen Preis haben? Ist das Wasser im Schwimmbad genauso zu behandeln wie das Wasser zum Kochen und Duschen?
Die Stiftung «zerowaterloss.world» will die Grundlage für die Erneuerung der Industrie legen. Die Hersteller von Infrastrukturkomponenten für Wasserversorgung haben eine bewegte Geschichte hinter sich und stehen vor neuen Herausforderungen. Die Industrie, die über Jahrzehnte solide Ergebnisse erzielt hat, ist in den letzten Jahren zunehmend in Schwierigkeiten geraten. Bekannte Namen wurden von Investitionsfonds oder grossen Unternehmen erworben oder befinden sich derzeit zum Verkauf.
Wasserverschwendung ist ein Problem
Dabei ist der Stopp der Wasserverschwendung eine globale Herausforderung. Der Sommer 2003 war der erste, der auch wasserreichen Ländern in Europa gezeigt hat, wie verletzlich die Grundlagen unserer Lebensqualität sind, und das Jahr 2018 hat diese Erinnerung wieder aufgefrischt. In anderen Teilen der Welt sinken seit Jahren die Grundwasserspiegel. Ein beträchtlicher Teil der weltweiten Wanderungsbewegungen dürfte auf den zunehmenden Wassermangel oder Konflikte im Zusammenhang mit der Kontrolle von Wasserressourcen zurückzuführen sein.
Neben klimatischen Veränderungen sind Bevölkerungswachstum, Lebensstandardansprüche, Raubbau und Ignoranz die Hauptursachen für die Verknappung von Wasser. Die Bilder des schwindenden Aralsees sind weit verbreitet: Bootsanlegestellen inmitten der Wüste. Das Problem betrifft jedoch eine andere Welt, irgendwo in Asien, und betrifft uns daher nicht. Scheinbar.
50% des Wassers geht verloren
In vielen Ländern, in denen Wasser energieintensiv durch Entsalzungsanlagen gewonnen werden, gehen über 50% des Trinkwassers auf dem Weg zu den Verbrauchern verloren. Da die offiziellen Statistiken und Berichte den Wasserverlust nur auf 10-20% beziffern, werden keine Massnahmen zur Reduzierung ergriffen: 50% Wasser Verlust als Problem der Gesichtswahrung.
Die Schweiz, mit ihrer kleinteiligen Struktur und Kontrolle, scheint als eines der Wasserschlösser Europas keine Wasserprobleme zu haben. Man ist sich auch der Wichtigkeit von Wartungsarbeiten und rechtzeitiger Erneuerung bewusst, und Wasser hat einen angemessenen Preis. Aber das hilft wenig, wenn (wie 2003 geschehen) mehr oder weniger ultimativ gefordert wird, die Stauseen abzulassen, weil sonst die Ernten in der Lombardei verdorren.
Wasser ist ein fast vollkommen unelastisches Gut. Solange es vorhanden ist, kostet es nichts. Wenn es knapp wird, entstehen Konflikte und Kriege. Die Vermeidung zukünftigen Elends beginnt heute: durch Respekt vor der Grundlage unseres Lebens.
Technologie ist die Lösung
Zerowaterloss will dazu beitragen, dass Wasser die Bedeutung zukommt, die es verdient. Kernstück ist dabei ein Computerprogramm. Entwickelt von Ingenieuren in Emmenbrücke und Krakau, erfasst diese Software Lecks, Manipulationen und Qualitätsprobleme und spiegelt den Stand der Wartungsarbeiten wider.
Natürlich gibt es diese Software nicht umsonst. Es erfordert den Willen der Verantwortlichen, Qualität zu wählen. Angesichts der geltenden WTO- und Handelsabkommen sowie der nationalen und lokalen Haushaltsverfahren, die den Bau von Billiglösungen begünstigen, ist hier eine umfangreiche Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit erforderlich. Der banalisierende Wahlspruch «Geiz ist geil» muss einer Wertschätzung der Wasserqualität und -kultur entgegengesetzt werden, auch wenn sich diese nicht in einfachen Ausschreibungs- und Vergabeformeln niederschlägt.
Zerowaterloss kann Realität werden. Wasser ist zu wertvoll, um es zu verschwenden.
Henrique Schneider